Betrieb eines eigenen Rechenzentrums oder Wechsel in die Cloud?

Mit der ständig steigenden Datenmenge und den wachsenden Anforderungen an die IT-Infrastrukturen stehen Unternehmen vor der Entscheidung: Wird weiterhin ein eigenes Rechenzentrum betrieben oder lohnt sich ein Umstieg auf Cloud-Lösungen? Diese Entscheidung hat sowohl weitreichende Auswirkungen auf den IT-Betrieb als auch auf die Nachhaltigkeit der IT-Operationen.

Volle Kontrolle beim eigenen Rechenzentrum

Ein eigenes Rechenzentrum bietet Unternehmen die vollständige Kontrolle über die verwendeten Technologien und deren Energieeffizienz. Unternehmen können in nachhaltige Technologien investieren, wie z.B. energieeffiziente Server, moderne Kühltechnologien, lokale erneuerbare Energiequellen oder die Verwertung von Abwärme. Diese maßgeschneiderten Lösungen können ökologische Vorteile bieten, wenn sie richtig umgesetzt werden. Allerdings sind die Kosten für Aufbau und Wartung hoch und erfordern kontinuierliche Innovationen, um technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die Optimierung der Energieeffizienz, oft gemessen durch den PUE-Wert (Power Usage Effectiveness), kann kostspielig sein und hat nur einen begrenzten Einfluss auf die Emissionen. Laut einer Studie könnten CO₂-Emissionen nur um 15-20 % reduziert werden, wenn ein Unternehmen seine Ausgaben für Infrastruktur und Cloud verdoppelt.[1]

Cloud-Lösungen glänzen mit Effizienz durch Skaleneffekte

Cloud-Provider und Colocation-Anbieter betreiben oft große Rechenzentren, die auf hohe Energieeffizienz optimiert sind. Dank Skaleneffekten und moderner Technologien erreichen sie meist höhere Energieeffizienz als typische On-Premise-Lösungen. Die gebündelten Cloud-Workloads nutzen gemeinsam Ressourcen wie Netzwerke, Strom und Kühlung, wodurch der PUE-Wert großer Anbieter oft zwischen 1,0 und 1,2 liegt, während der Durchschnitt in deutschen Rechenzentren zwischen 1,5 und 2,0 liegt. [2] Viele Anbieter investieren in erneuerbare Energiequellen und streben eine klimaneutrale Betriebsweise an, einige sogar CO₂-Negativität.

Nachhaltigkeit der Cloud vs. Nachhaltigkeit in der Cloud

Ein Wechsel in die Cloud ist jedoch nicht automatisch die ökologischere Wahl. Neben der Nachhaltigkeit der Cloud-Infrastruktur, die vom Provider sichergestellt wird, liegt die Verantwortung für die Nachhaltigkeit der Daten und Anwendungen in der Cloud beim Nutzer. Der Cloudbetreiber ist für den nachhaltigen Betrieb der Cloud verantwortlich, während der Kunde für den effizienten und ressourcenschonenden Einsatz innerhalb der Cloud verantwortlich ist. Dies umfasst die Auswahl effizienter Programmiersprachen, moderner Algorithmen, effizienter Datenspeichertechniken und die Minimierung der Anforderungen an Endbenutzerhardware. Was dies genau umfasst, veranschaulicht die folgende Abbildung:

Abbildung 1: Eigene Darstellung [3]

Vergleich verschiedener Anbieter sinnvoll

Die Nachhaltigkeitsbemühungen der einzelnen Cloud-Provider unterscheiden sich stark. Es ist daher sinnvoll, Angebote verschiedener Anbieter zu vergleichen und dabei neben Kosten und Latenzzeiten auch die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Wichtige Kriterien sind u.a. die Nachhaltigkeitsstrategie, zertifizierte Nachhaltigkeitsberichterstattung, Zertifizierungen für Rechenzentren, Nutzung erneuerbarer Energie, Ressourceneffizienz, PUE-Wert, Standort und Betrieb von Kreislaufwirtschaft.

Wirtschaftliche Überlegungen

Ein eigenes Rechenzentrum erfordert nicht nur hohe Anfangsinvestitionen, sondern auch laufende Kosten für Wartung, Personal und Energie. Cloud-Lösungen bieten eine kosteneffiziente Alternative mit flexibler und skalierbarer Ressourcennutzung. Techniken wie Server-Virtualisierung und energieeffizientes Load Balancing sorgen dafür, dass die IT-Infrastruktur nur dann hohe Energie verbraucht, wenn es notwendig ist.

Darüber hinaus bietet die Cloud hohe Flexibilität und Skalierbarkeit, die besonders für Unternehmen mit schwankendem Ressourcenbedarf vorteilhaft ist. Dies ermöglicht eine effizientere Nutzung der IT-Ressourcen und kann zu weiteren Kosteneinsparungen führen.

Fazit

Die Entscheidung zwischen dem Betrieb eines eigenen Rechenzentrums und dem Wechsel zur Cloud ist für Unternehmen nicht nur eine Frage der Kosten und Effizienz, sondern zunehmend auch der (ökologischen) Nachhaltigkeit. Hier einige Anregungspunkte, die Sie beachten  sollten, wenn Sie sich mit dem Thema befassen:

Für eigene On-Premise-Lösungen:
  • Applikationsbestand überprüfen und redundante Anwendungen entfernen
  • Energieeffiziente Hardware und Architektur nutzen
  • Auslastung und Energieverbrauch bis auf Rack-Ebene überwachen
  • Datenmengen minimieren
  • KI und ML zur Optimierung von Auslastung und Kühlung einsetzen
  • Abwärme und Wasser zurückgewinnen und mit Fernwärmeversorgern zusammenarbeiten
  • Kennzahlen erheben und Zielwerte setzen
Für den Wechsel in die Cloud:
  • Nachhaltige Praktiken der Provider überprüfen
  • Applikationsbestand überprüfen und redundante Anwendungen entfernen
  • Legacy-Systeme durch Enterprise-Cloudlösungen ersetzen
  • Provider mit kohlenstoffarmen Netzwerken wählen
  • Workflows in Cloudregionen mit erneuerbaren Energien verschieben
  • Datenmengen minimieren

Die Migration in die Cloud kann die Emissionen der IT signifikant reduzieren – bis zu 40 Megatonnen CO₂ weltweit. [4] Cloudanbieter haben oft einen kleineren ökologischen Fußabdruck, bieten jedoch weniger individuelle Anpassungsmöglichkeiten. Die beste Wahl hängt von den spezifischen Bedürfnissen und Zielen jedes Unternehmens ab. Für Unternehmen, die Flexibilität und Skalierbarkeit priorisieren und gleichzeitig zur Nachhaltigkeit beitragen möchten, kann die Cloud eine attraktive Lösung sein.

Wie der Weg in die Cloud souverän gemeistert wird und Maßnahmen zur Optimierung Ihrer Cloud finden Sie in folgenden Beiträgen:

Der souveräne Weg in eine zukunftsfähige IT – Rewion IT-Beratung & Services

Cloudoptimierung: Vorteile und Strategien im Überblick – Rewion IT-Beratung & Services

 

Quellen:

[1] McKinsey, The green IT revolution: A blueprint for CIOs | McKinsey

[2] Deutsche Rechenzentren GmbH, PUE-Wert (deutsche-rz.com)

[3] In Anlehnung an Sustainability Pillar for AWS Well-Architected Framework, New – Sustainability Pillar for AWS Well-Architected Framework | AWS News Blog (amazon.com)

[4] McKinsey, The green IT revolution: A blueprint for CIOs | McKinsey

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Hannah Herbst

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